Zum Tod von Dr. Michael Heim


Dr. Michael Heim war ein regelmäßiger Besucher der TELI Jour fixe im Internationalen PresseClub München. Man nahm von ihm Kenntnis, wann immer er, ein Mann von großer Statur, den Raum betrat. Mit hellwachem Interesse folgte er den Themen, blieb aber meist im Hintergrund. Von sich machte er, untypisch in dieser Profession, wenig Aufhebens, obwohl er mit einem beeindruckenden Lebenswerk und einer enormen Schaffensbreite glänzt. Michael Heim war Journalist von altem Schrot und Korn.

Schon als Gymnasiast hatte der 1936 in Bad Wiessee Gebürtige für die Tegernseer Zeitung/Münchner Merkur zur Feder gegriffen. Nach dem Abitur entschloss er sich zum Studium der Zeitungswissenschaft und der Geschichte an der Münchner LMU. Von 1964 bis 1982 war er, als Ressortleiter Außenpolitik und später als Chefreporter, der weite Teile der Welt bereiste, Redakteur beim Münchner Merkur. Im Jahr 1983 setzte er seine Karriere beim Fernsehen fort. Beim Bayerischen Rundfunk wirkte Heim bis zur Jahrhundertwende als leitender Redakteur für Außenpolitik, als Filmautor und als Regisseur. Statt anschließend in den verdienten Ruhestand zu gehen, zog er die Selbständigkeit vor und gründete eine Media Produktionsfirma mit.

Heims journalistische Neugier war schier grenzenlos. Er schrieb Industriedrehbücher über VW, Bayer, BASF und Sulzer und machte Furore mit einem Bühnenstück, das die 1250 Jahre alte Geschichte des Tegernseer Tals zu Leben erweckte. Der Vater von vier Kindern fand sogar Zeit zum Schreiben von Büchern. "Assuan, wenn der Damm bricht" hieß sein preisgekröntes, in zehn Sprachen übersetztes Literaturdebüt. Weitere eher technisch-wissenschaftliche Buchveröffentlichungen entlockten der Gletschermumie "Ötzi" ihre Geheimnisse und ließen Heim die Morgenwelten auskundschaften. Insbesondere die forscherische Leidenschaft für seinen Heimatsprengel, einschließlich die Aufarbeitung seiner Nazigeschichte, war der ständige Quell Heims journalistischen Schaffens. Als Ehrenmitglied der Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal, u.a. in Gesellschaft mit den Biermösl Blosn, stritt er beherzt für einen technischen Fortschritt mit menschlichem Gesicht.

Bis zuletzt blieb er der Tegernseer Zeitung als Kolumnist treu. Mit Biss, aber auch Humor spießte er Woche um Woche die zunehmende Überfremdung des idyllischen Alpentals durch Kommerz, Bauboom und Tourismus auf. Mit dieser ungewöhnlichen Biografie war der engagierte Generalist unter den vielen eher technisch ausgerichteten Fachjournalisten der TELI ein bunter Farbtupfer. Seine vornehme Bescheidenheit wird fehlen. Am 28. Dezember 2015 starb Michael Heim in München mit 79 Jahren.

Wolfgang C. Goede


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