"Mister Technik"
des Handelsblatts gestorben


 

Hermann Laupsien wurde 1910 in Ostpreußen geboren. Sein Geburtsort Szirgupönen – zu Deutsch Stutenmilch – war der Sitz eines Gestüts in der Nachbarschaft von Trakehnen. Der jüngste Sohn einer vielköpfigen Familie verließ seine Heimat aber schon in jungen Jahren mit 16 und geht nach Düsseldorf, seine zweite Heimatstadt. Dort beginnt er eine Lehre als Werkzeugmacher mit erfolgreichem Abschluss. Fast nebenbei startet dann die journalistische Karriere. Als Mitglied im Arbeitersportverein wird er Redakteur der Zeitung „Westdeutscher Arbeitersport“. In der Nazizeit wird er wegen seiner Tätigkeit im Widerstand ins KZ und ins Zuchthaus gesteckt. Danach gerät er als Soldat eines Strafbataillons in Nordafrika in Gefangenschaft.

Im April 1946 kehrt Hermann aus der amerikanischen Kriegsgefangenschaft zurück. Er hat in den USA nicht nur Baumwolle gepflückt und Lastkraftwagen repariert, sondern seine freien Stunden auch intensiv dazu benutzt, sich weiterzubilden.

In Düsseldorf beginnt nun sein – wie er es nannte – zweites Leben. Anfang Januar 1947 findet er eine Stelle als Volontär beim Handelsblatt. Zunächst beginnt er im Archiv und in der Nachrichtenredaktion. Schon 1948 war er im Ressort „Wirtschaft des Auslands“ tätig, dessen Leitung er später übernahm. Hermann Laupsien war beim Handelsblatt wohl der vielseitigste unter den sieben Kollegen der ersten Generation. Er bearbeitete nicht nur die Warenmärkte, sondern hob zur Zeit der Währungsreform auch die Technische Linie mit aus der Taufe. Das war zunächst eine Monatsbeilage. Ein Jahr später erschien die TL bereits alle zwei Wochen. Seit dem Herbst1959 kommen die Seiten für Naturwissenschaft und Technik wöchentlich heraus. Hermann Laupsien war ziemlich stolz, dass sich die TL wirtschaftlich stets selbst getragen hat. Seine Erfahrungen als Redakteur: „Beim Handelsblatt kann man alles machen. Man muss es nur selber tun.“ So brachte er auch noch den Informationsdienst „Technischer Fortschritt“ auf den Weg, später den Dienst „Ozean und Technik“.

Nach Genesung von einer schweren Krankheit wurde die TL Schwerpunkt seiner Arbeit. Aber der politisch interessierte Laupsien telefonierte auch nach der Konferenz morgens mit den Karikaturisten, um ihnen ihre Aufträge zu erteilen. Und nicht alle von denen kamen ohne ausführliche Anweisungen, Anregungen und Ideen aus. Hermann Laupsien machte eben nicht nur die Technik, er brachte immer wieder neue Ideen und Gedanken für das Blatt.

Nicht zu vergessen ist außerdem sein soziales Engagement: Er gehörte über längere Zeit dem Betriebsrat an. Hier hat er sich besonders für eine zusätzliche betriebliche Alterssicherung eingesetzt. In der Redaktion war er auch der Mentor der jungen Kollegen und Neuredakteure. Mit seinem erstaunlichen Allgemeinwissen und seinem gesunden Menschenverstand gab er viele gute und praktische Ratschläge, und wenn er kritisierte, tat er das immer verständnisvoll und nie verletzend.

Hervorzuheben ist auch seine langjährige Mitarbeit in der angesehenen Technisch-Literarischen Gesellschaft, der TELI. In den siebziger Jahren übernahm er sogar ihren Vorsitz, eine Aufgabe mit viel Zeitaufwand und Verpflichtungen. Das Handelsblatt hat jetzt seinen Nachruf auf Laupsien mit „Mister Technik ist tot“ betitelt. Diesen Beinamen habe ich allerdings nie gehört. Wenn von ihm die Rede war im Kreis von Ingenieuren oder Politikern war er schlicht „der Laupsien“. Das war ein Synonym für sachkundige und verständliche Berichterstattung über Naturwissenschaft und Technik. 27 Jahre lang lag die Redaktion der Handelsblatt-Seiten für Naturwissenschaft und Technik in seinen Händen. Sein Kommentar zu diesem Satz wäre sicher „Ich habe ja auch einiges mit dem Kopf gemacht“. Freunde, Kollegen und Bekannte schätzten Laupsiens subtilen Humor, sein ausgleichendes Wesen und seine menschliche Gelassenheit.

Heinz W. Dieckmann (im Juni 2007)

 


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Aktuell im TELI-Blog:


TERZ, eine "autonome Stattzeitung für Politik und Kultur in Düsseldorf und Umgebung", würdigt Laupsien hier.

Auch kulturkurier.de veröffentlicht in den "Nachrichten aus der Gedenkstätte" einen Nachruf und kündigt eine Gedenkveranstaltung an:

Hermann Laupsien, 1910–2007

Am 13. Juni 2007 starb unser Freund und Förderer Hermann Laupsien im Alter von 97 Jahren. Die Erfahrungen der Jahre 1933–1946 zwischen Konzentrationslager, Zuchthaus, Polizeiaufsicht und Strafdivision mit anschließender Kriegsgefangenschaft ließen Hermann Laupsien nie los. Also engagierte er sich, auch als der gelernte Werkzeugmacher 1947 Redakteur beim "Handelsblatt" wurde und dort den Bereich "Technik" und die Literarisch- technische Gesellschaft mit auf- und ausbaute.

Als Mitglied des Beirats der Gedenkstätte ab 1987 bis 2000 begleitete er deren Arbeit nicht nur wohlwollend, sondern beriet eine Vielzahl von jungen Historikerinnen und Historikern, stieß nicht wenige Projekte an und förderte sie auch finanziell. Das alles auf kluge, humorvolle und charmante Weise. Seine Frau Emmi, mit der er 60 Jahre verheiratet gewesen ist, begleitete ihn auf allen Wegen. Als er am 12. Juni nach einer gelungenen Bein- operation zurück in sein Zimmer gebracht wurde, sagte er der Pflegerin in der Universitätsklinik: "Passen Sie gut auf mich auf - ich werde noch gebraucht!" Wenige Stunden später starb Hermann Laupsien an einem Herzinfarkt.

Den Termin für eine Gedenkveranstaltung im Winter dieses Jahres für unseren Freund und Förderer Hermann Laupsien geben wir noch bekannt. Immer noch sehenswert ist das 1987 aufgenommene Video mit ihm von Thomas Schmitt, das jederzeit während der Öffnungszeiten der Gedenkstätte für Sie eingelegt werden kann.


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